Der Abschied ist ein mieser Dieb

You c'ant put your arms around a memory

 

Ich habe Angst vor dem Konzert. Wir gehen ins Hamburger KNUST, um eine britische Band zu sehen, die wir Ende der 80 er Jahre sehr verehrt haben: The Godfathers. Warum Angst? Weil man Geschichte nicht wiederholen kann. Dennoch bin ich gespannt, ob die Band immer noch so geil ist wie früher, mit dieser großartigen Präsenz, diesem unverwechselbarem Style und der Musik, die genau in mein Herz trifft. Ich habe bereits einige meiner alten Dinosaurier HeldInnen gesehen und war maßlos enttäuscht. Deshalb habe ich Angst.

Der Laden ist voll, die Vorband - eine in die Jahre gekommene Pop-Punkrock Band, bespielt mit wenig Energie das ebenfalls in die Jahre gekommene Publikum.

Ich denke: waren die ganzen Menschen früher auch in dem Godfathers Konzert? Auf jeden Fall waren sie natürlich jünger 8so wie ich auch) und hatten andere Macken. Jetzt werden Stehplätze reserviert, wenn der Partner Bier oder Wasser holt. Natürlich kein Pogo mehr, denn man könnte sich verletzen. Als die Godfathers endlich anfangen, stellt sich heraus, dass sie unfassbar gut und würdevoll den Laden rocken. Gar nicht einfach in diesem Genre stilvoll alt zu werden. Aber: es ist dennoch ein Abschied. Ich fühle, dass ich nichts festhalten kann. Mein 17 jähriger Sohn steht neben mir und lässt sich mitreißen. Was denkt er wohl? 

 

„You can’t put your arms around a memory“

Ich liebe diese Textzeile von Johnny Thunder so sehr. Sie ist schwermütig und gleichzeitig irgendwie positiv. Ich kann zwar nichts festhalten, weder meine Kindheit, noch die Jugend, noch Gefühle von damals- nichts. Was bleibt, ist die Erinnerung und die Erfahrung, auf die ich zurückgreifen kann. Das ist verdammt viel. Ich habe sehr viele Menschen kennen gelernt, die nicht so leidenschaftliche und intensive Erfahrungen und Gefühle in ihrem Erinnerungsspeicher haben, wie eben diese Rock’n Roll Erfahrung. Die läßt sich so leicht ansteuern. Es ist eben nicht nur Musik. Es ist ein Lebensgefühl. Es ist Leidenschaft, Grenzerfahrung, Elastizität und Vitalität und ganz viel anderes. 

 

Los komm, wir sterben endlich aus (wuhu, hui)

Denn das ist besser für die Welt

Der letzte Pogo ist getanzt

Der letzte Baum ist bald gefällt

Das Anthropozän muss zu Ende gehen (zehn, neun, acht)

Ich bin mir sicher: Darwin wär' entzückt (sieben, sechs, fünf)

Los komm, wir sterben endlich aus (vier, drei, zwei, eins)

Vielleicht kommen die Dinosaurier dann zurück

 

(Abschied/ Die Ärzte)

 

Warum finden wir Abschiede mitunter so schrecklich? 

Genau genommen verabschieden wir uns unser Leben lang. Vielleicht kommt es darauf an, was danach auf uns wartet, oder?

Sich von geliebten Menschen zu verabschieden, ist unfassbar schmerzhaft. Es dauert sehr lange, ehe die Person nicht mehr fehlt.

Bei den kleinen Abschieden rückt oftmals etwas Neues, Gutes an die Stelle. Ich erinnere tausendundeinen Abschied mindestens. Als Mutter von drei Kindern jagt ein Abschied den nächsten. Zum Beispiel, als mein ältester Sohn mit 8 Jahren die Tierposter von seinen Wänden nahm. Stattdessen wurden Hiphop Größen mit dicken Mucks und Goldketten angehängt. „Möchtest du die Koala- Poster aufbewahren?“, fragte er mich. Ich war sprachlos. Hatte ich etwas verpasst? Jetzt schon? Gestern noch habe ich ihm zur Nacht vorgelesen und heute ist Schluss damit und auch mit den Tierbildern?

Meinen mittleren Sohn habe ich gefühlt 10 Jahre lang zu verschiedensten Sportveranstaltungen, Fussballturnieren etc. gebracht. Irgendwann wurde ich nicht mehr gebraucht. Er ist alleine mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren. Das war eine Erleichterung, aber zugegebenermaßen war auch ein bißchen Schwermut mit dabei. Meinem jüngsten Sohn habe ich jahrelang vom Fenster aus zugewunken, wenn er zur Schule ging. Es hat mein Herz so leicht und happy gemacht und gleichzeitig freute ich mich, in seiner Abwesenheit meinen Sachen nachgehen zu können. Dann eines Tages: Mama, kannst du bitte nicht mehr winken? Wieder ein Abschied. Aber es ist auch gut. Das ist irgendwie auch gut, denke ich, alles was wegfällt hinterlässt einen Platz. Eine Chance.

 

Kinder, wie ist die Zeit vergangen!

Kennst du das Gefühl? Wenn die Kinder selbständig werden und nachdem du dich jahrelang auf sie eingestellt hast, ist da plötzlich ein Loch? Es ist schmerzhaft und gleichzeitig kann ich nur sagen:

Zeit für einen Neustart! Let’s go! Auf gehts -raus aus den ausgetretenen Pfaden.

 

Durch jeden Abschied wird ein Platz frei. 

Wie kann ich den füllen?

Wühl doch mal in deinem Leben herum. Du hast bestimmt an anderer Stelle schon einmal etwas neu entdeckt, neu angefangen, etwas altes ausgebaut. 

Ich habe zum Beispiel mein Leben lang Tagebuch geschrieben. Irgendwann hörte ich damit auf. Ich habe diese Bücher selten wieder in die Hand genommen. Weil ich nach vorne gucken wollte. Nach einer Weile fehlte mir das Schreiben. Inzwischen schreibe ich wieder jeden Tag. Aber eben zum Beispiel Blogartikel, Songtexte oder Kurzgeschichten. 

In dem Song „Weißes Papier“, für mich einer der schönsten Songs von Element of Crime, geht es um das Vermeiden von allen Spuren und Berührungspunkten, die eine verflossene Liebe hinterlassen hat. Eine sehr schöne Idee, finde ich.

 

„Nicht mal das Meer darf ich wiedersehn/ Wo der Wind deine Haare vermisst/ wo jede Welle ein Seufzer/ Und jedes Sandkorn ein Blick von dir ist.

Am liebsten wär ich ein Astronaut/ Und flöge auf Sterne wo gar nichts vertraut/ Und versaut ist durch eine Berührung von dir/ ich werd nie mehr so rein und so dumm sein wie weißes Papier“

 

Auch eine Art mit Abschied umzugehen.

 

Ich höre häufig bei meinen Klienten und Coachees die Befürchtung heraus : HILFE meine Stimme wird ja ganz anders- das bin ja gar nicht mehr ich!"

Das stimmt natürlich nicht! Du bleibst immer du. Aber es kommt etwas hinzu- und das ist toll! Du hast mehr stimmliche Möglichkeiten, du hörst plötzlich anderen anders zu, du veränderst den Blick auf dich selber u.v.m.

 

Jetzt fragst du dich, ob du lernen kannst, wie du in dein Leben Glitzer statt Beton bringst? Entstandene Lücken mit etwas neuem zu füllen? Mehr Rock’n Roll in dein Leben zu bringen? Frisch und frei um die Ecke kommst?

 

Die gute Nachricht : JA!

 

Die schlechte Nachricht: das passiert nicht von alleine. Denken alleine reicht nicht. Du musst es tun!

 

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Dann kriegst du immer mit, wenn ich etwas anbiete. 

 

Dafür musst du auf meine Webseite gehen: www.marielaure.de

 

Du weißt ja:

Wissen ist der ECHO- umsetzen ist der GRAMMY!

 

 

 

 

 

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