Kennst du deine Stimme?
Die natürliche Sprechstimme
Kennst du deine Stimme?
Jeder Mensch hat eine natürliche Stimmlage, die sogenannte Indifferenzlage. Das Wort „Indifferent“ bedeutet „unbestimmt, gleichgültig, teilnahmslos“. Das klingt vielleicht nach Langeweile und Ermüdung. In diesem Kontext jedoch ist die Entspannung und Lockerheit der Stimmlippen gemeint. In dieser Lage können wir lange sprechen, ohne das die Stimme ermüdet.
Unsere Stimme hat verschiedene Bereiche, die alle sehr unterschiedlich klingen und jeweils eine andere Wirkung haben.
Ich habe häufig bei Frauen beobachtet, dass sie vorwiegend im oberen Drittel sprechen, das ist die hohe Lage. Sie nutzen nur einen kleinen Teil ihrer stimmlichen Möglichkeit. Es ist erstaunlich, wie anders du rüberkommst, wenn du ein größeres Spektrum deiner Stimme einfliessen lässt!
Der Grund dafür ist vielschichtig. Alles was beim Sprechen hörbar wird, ist das Resultat von dem, was vorhergegangen ist. Beispielsweise unsere Sozialisation, die Selbstwahrnehmung, dass Selbstbewusstsein oder der Status. Manchmal entstehen Sprechgewohnheiten in der Jugend und legen sich als Muster im Gehirn ab.
Ich erinnere mich an Konferenzen, in denen eine Kollegin einen Vorschlag machte und niemand darauf einging. Kurze Zeit später sagt ein Kollege genau das gleiche und alle sind begeistert. Männerstimmen sind viel tiefer und somit oftmals durchsetzungsfähiger. Aber sie relativieren auch weniger und treten selbstsicherer auf. Inhaltlich nicht immer gerechtfertigt.
Stimmideale haben sich im Laufe der Zeit verändert. In alten Tonfilmen beispielsweise sprechen die Frauen sehr hoch. Umso bemerkenswerter waren dann Schauspielerinnen wie Zarah Leander, Marlene Dietrich oder Hildegard Knef, mit ihren resonanten und tiefen Stimmen.
Die Sprechstimme verändern wir nicht von heute auf morgen. Es ist ein Zusammenspiel von Selbstwahrnehmung, Sprechtechnik und Gestaltung. Aber bereits durch das Lesen dieses Artikels hast du dich auf den Weg gemacht.
Bravo!!!