Raum für dich

Frische Hacks für Atem, Körper, Stimme und Präsenz

Platz da! Raum für dich.

Ich stehe mit meinem riesigen Rucksack in der Regionalbahn Richtung Nordsee. Das ist so „Nowhereland“ hier. Ein Freund sagte kürzlich: „Das ist zwar nicht der Arsch der Welt, aber man kann ihn von da aus sehen“. Ja- so ist das dort.

Von hinten schubst andauernd etwas oder jemand gegen meine Beine. Ein Kind schreit, ein Hund bellt. Jemand hört Musik, andere lachen oder streiten.

Es sind die Reisenden von drei Zügen, die hier in einen einzigen hineingestapelt sind. Chaos bei der Deutschen Bahn. Es ist heiß. Es ist eng. Es ist laut. Es ist eben das Leben. Weil es manchmal eben so ist.

Im Gegensatz zu der Weite der Landschaft (und ich meine wirklich Weite!) stehe ich, eingepfercht zwischen Kinderwagen, Fahrrädern, Menschen jeder Größe, im Zug und krieg fast keine Luft. Ich denke nur darüber nach, daß die Zeit nicht vergeht und wann ich endlich dort ankomme wo ich hin möchte und so weiter. Ich denke nicht an schöne Sachen, wie meine aktuellen Ideen zu Songs, Texten, Begegnungen mit tollen Menschen, Veränderungen oder bevorstehende Reisen. Ich denke darüber nach, ob ich Bock habe drei Stunden im Zug zu stehen, wo ich was zu essen herkriege und sowas eben.

Wie kann ich meinen Raum durch Atmung- Körper und Stimme beeinflussen?

Sobald ich in der Weite bin- in diesem Fall einfach aussteigen- verändert sich mein Gedankenfluss. Ich komme in einen Flow. Ich atme. Ein- Aus- Ein- Aus…

Bei einem langen Spaziergang komme ich in eine Art Trance Zustand- wenn ich nicht gerade mit meinem Freund rede. 

Im Stillstand, in der Enge eines Raumes denke ich mich eher fest als in weiteren Räumen oder draußen. Es ist wie in einem schlechten Traum: Ich komme nicht vom Fleck. Trete auf der Stelle, kann mich nicht bewegen.

Das passiert nie, wenn ich in Bewegung bin.

Also bei mir ein Punkt für Raum im Kopf ist auf jeden Fall: Bewegung um in den Flow zu kommen.

Der zweite Punkt ist der tatsächliche Raum.

Der Raum, in dem wir uns befinden, kann beeinflussen, wieviel Raum wir uns geben können.

Ist ein Raum einladend, hell, ausreichend groß, so ist es möglicherweise leichter, sich selber Raum zu geben, als in einem vollgemüllten, zugestellten kleinen Raum.

Aber es scheint individuell verschieden zu sein. Eine Autorin sagte in einem Interview, welches ich mit ihr führte: „ Ich kann überall schreiben. Mein innerer Raum muß weit sein, damit Platz ist. Man muß innen viel Raum haben. Unbelastet sein, nicht mit irgendeinem emotional anstrengendem Scheiß beschäftigt sein. 

Ich muß mich aufgeräumt fühlen. Wenn ein Raum riesig und unaufgeräumt ist, finde ich niemals ein Gefühl von Weite. Ein Raum kann klein sein, muß aber aufgeräumt sein. Und das kann unglaublich viel Weite haben. So ist es mit meinem Inneren Raum auch.“

 

Eine tolle Möglichkeit ist es, durch eine gute Atemtechnik auf unser Befinden Einfluß nehmen. Die Atmung kann uns augenblicklich in eine Entspannung bringen. Sie kann helfen, sich auf sich selber zu fokussieren oder, wie man so schön sagt, „bei sich zu bleiben“.

Wenn ich mit Gruppen arbeite, muß ich die Teilnehmer*innen immer erstmal ermuntern, sich Raum zu nehmen. Also nicht eng an eng mit den Nebenpersonen zu stehen. Auch große Bewegungen statt enge, kleine Bewegungen zu machen ist nicht selbstverständlich für die meisten.

Auch üben wir Techniken, um anzukommen und den ganzen Alltagskram, oder den nervigen Busfahrer vor der Tür zu lassen.

Der Atem als Raum

Mit Hilfe der Tiefatmung erweitern wir den Atemraum. Er beeinflußt unser Körpergefühl und unsere Stimme in hohem Maße. Richte deine Aufmerksamkeit auf die Ausatmung. Atmest du viel aus, so ist der Einatem auch stärker.

Du kannst deine Stimme durch die Atmung mit dem Körper verbinden. Klingt kompliziert, ist aber logisch.

Die Stimme ist das Resultat. Ihre Wirkung und ihr Klang hängen von deinen Gedanken und von dem Raum ab, den du dir vorher geschaffen hast.

Mein Impuls für dich:

Provoziere ein Gähnen und versuche die dadurch entstandene Weite in Mund und Rachenraum zu halten. Achte darauf den Bauch zu lösen, damit sich dein Zwerchfell absenken kann. Atme großzügig aus und lass den frischen Atem wieder ein. Weite wieder diesen Raum. Achte darauf, ob das eine Auswirkung auf deine Aufrichtung hat.

Der Körper im Raum

Der Körper dient als Resonanzraum für die Stimme. Eine aufrechte Haltung, eine gelöste Muskulatur und eine gute Körperwahrnehmung ermöglichen eine freie stimmliche Entfaltung. Der Körper wird zum Klangkörper.

Einatmung bedeutet Raum schaffen.

Raum schaffen bedeutet Resonanz

Einatmung ist Aufrichtung

Aufrichtung ist Präsenz.

Eigentlich ganz einfach- und doch bedarf es Übung bis es als Werkzeug zuverlässig zur Verfügung steht.

Die Stimme im Raum

Wenn ich mit meinen Kindern oder Enkelkindern in einem Tunnel oder in einer Schlucht in den Bergen bin, dann fangen sie automatisch an laut zu rufen, Geräusche zu machen, zu singen und mit der Stimme durch alle Tonarten zu surfen.

Warum ist das so? Vielleicht weil sie die Stimme als ein faszinierendes Instrument entdecken, welches bei jedem Menschen anders ist. Aber fast allen steht es zur Verfügung. Die Stimme ist ein wichtiges Mittel um Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Stimmgebung ist eine körperliche Erfahrung. Sie weckt Emotionen. Es gibt genügend Studien über die Kraft des Singens. Stimme ist Kommunikation. Der Stimme Raum zu geben, dem kommt in jedem Alter eine große Bedeutung zu.

Die Stimme in den Raum zu schicken ist ein super Gefühl.

Die Stimme ist Ausdruck unserer Persönlichkeit und unseres inneren Zustandes. Sie spiegelt Emotionen, Gedanken und Erfahrungen wieder. 

Kreativität und Improvisation

Wenn Atmung, Körper und Stimme Raum haben, so ist es leicht in eine kreative Freiheit zu gelangen. Improvisation kann man lernen.  

In meiner Arbeit mit Gruppen stelle ich fest, wie cool es für die Teilnehmer*innen ist, sich nach den Übungseinheiten für Atmung, Körper und Stimme in einer Gruppen Improvisation auszuprobieren. 

Wie kann man sich das vorstellen? So- das niemand alleine im Fokus ist. Jeder ist Teil von vorgegebenen Rhythmen, Geräuschen oder Melodien. Keine Vorkenntnisse erforderlich. Es entstehen Circle Songs.

Die Teilnehmer*innen werden viel freier dadurch. Ihre Präsenz wird erhöht. Die Bewertungen lassen nach. 

Diese Arbeit stärkt die Persönlichkeit jeder einzelnen Person und auch das ganze Team.

Hier sind drei Tipps, die du in deinen Alltag integrieren kannst um deinen inneren Raum aktiv zu gestalten.

-Verbinde Bewegung mit Stimme. Summe beim spazieren gehen, beim Sport oder beim Müll wegbringen.

-Spiele mit deiner Stimme und erfinde Geräusche. Als Kind hast du das auch gemacht- du kannst es!

-Stehe in deinen Pausen auf und dehne und strecke dich. Lass den Atem dabei genußvoll in den Körper fallen und atme beim Lösen der Dehnung wieder aus.

 

Wenn du mit mir arbeiten möchtest, so schreibe mir gerne eine mail. Ich biete sowohl Trainings/ Workshops für Gruppen an, als auch 1:1 Coachings.

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